Frühes Trauma und Geburtstrauma verarbeiten

Mit der Anliegenmethoden können die frühen Erlebnisse greifbar gemacht und bewältigt werden

 

Frühes Trauma und Geburtstrauma

 „Die Seele fühlt von Anfang an“
Doris Brombach

Die Zeit im Bauch, während der Gebut und in den ersten Lebensjahren ist von großer Bedeutung. Die gemachten Erfahrungen in dieser Zeit bestimmen das spätere Lebens- und Selbstgefühl, die Wahrnehmung der Welt. Die frühe Beziehung mit der Mutter ist entscheidend für die spätere Persönlichkeitsentwicklung. Das Kind nimmt in Mamas Bauch die Gefühle und Gedanken der Mutter auf, es ist als ob es darin schwimmt. Es nimmt sie als die eigenen war.

Hat die Mutter viel mit Ängsten zu tun, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Kind in seinem Leben auch mit Ängsten zu tun haben wird. Lebt die Mutter während der Schwangerschaft in einem ständigen, hohen Stresspegel, bleibt das für das Kind nicht ohne Folgen. Vorgeburtlicher Stress beeinflusst das spätere Verhalten im Sinne einer größeren Stressempfindlichkeit. Die Atmosphäre im Bauch prägt die synaptischen Verbindungen des sich entwickelnden Gehirns und damit Dispositionen zu bestimmten Verhaltensweisen und Gefühlseinstellungen.

Gleichzeitig liegen in der vorgeburtlichen Zeit die vitalen Urerfahrungen und Potenziale eigener Lebendigkeit, Freude, Klarheit, Intuitivem Wissen, Energie. Durch durch überwältigende, traumatische Erlebnisse (z.B. Abtreibungsversuche, äussere Wendung, Kaiserschnitt, Ablehnung, Gewalt, Tod eines Zwillings, Unwirtliche Gebärmutter, Panik der Mutter, Lieblosigkeit,Vergiftung durch Drogen, Rauchen, Alkohol, und vieles mehr) werden sie abgespalten und unzugänglich. Mit der Anliegenmethode werden diese Ereignisse wieder erlebbar. In den letzten Jahren wurde hier viel geforscht und erkannt, wie die Bewältigung der Erlebnisse, Aufhebung der Spaltung und Integration gelingen kann. Die Potenziale können dann wieder gelebt und gefühlt werden. Dann lässt zum Beispiel eine Angst nach, man fühlt sich viel entspannter, die Wahrnehmung wird klarer, die Wahrnehmung wird klarer und vieles mehr. Das kommt auf das Anliegen an.

 

Fallbeispiele aus meiner Praxis

Es gibt natürlich auch Erwachsene, die ihre Geburt aufarbeiten. Ich beschreibe im folgenden Beipiele von Kindern, weil die Zusammenhänge so schnell deutlich werden. Bei Erwachsenen sind die Anliegen nicht mehr so bildhaft. Da geht es oft um Stress, Erschöpfung oder körperliche Beschwerden. Werden sie in den ursprünglichen frühen Zusammenhang gebracht lösen sich die Beschwerden in der Regel schnell.

O. (9) hat Panik bei Gewitter. Sobald die ersten Donnergeräusche kommen, geht es los. Er wird von Angst überschwemmt und lässt sich kaum erreichen und beruhigen. Er befürchtet, dass ein Riese kommt, das Dach von Haus abreisst und ihn dann packt und rausholt. Die Anliegenarbeit führt uns zu seiner Geburt. O. ist sehr klein per Notkaiserschnitt auf die Welt gekommen. Im Kreissal gab es grosse Aufregung, lautes Gerumpel und Gerätegeklapper. Dann riss der Bauch auf und er wurde vom Arzt herausgeholt. Die Mama erzählt von der Geburt. Es gab einen Plazentaabriss und alle hatten grosse Angst um O.s Leben. Die Ärzte befürchteten, dass er im Bauch stirbt und so entschieden sie ihn zu holen, obwohl er Anfang des 7. Monats eigentlich noch viel zu klein war um geboren zu werden. Für das Baby ist die Mama die erste Welt, das erste Zuhause. Aus Sicht des kleine O. war es so, dass nach einem gewitterartigen Getöse das Dach seines sicheren Zuhauses (Bauch) aufgerissen und er von einem Riesen herausgegrabscht wurde. Als O. jetzt erkannte, dass der Riese ein Arzt war und ihm das alles wirklich passiert war, konnte die Angst zugeordnet werden. Die Gewitterangst konnte danach zur Ruhe kommen.

F. (7) hat schlimme Angst vor Klau-Geistern. Sie befürchtet, dass sie plötzlich kommen und sie von ihrer Mama wegklauen. Und sie wüsste dann gar nicht wie sie wieder zu ihrer Mama finden könnte. Sie beschreibt die Geister genau. Sie haben weisse Anzüge an und Masken auf. Bei der Mama kommen sofort Erinnerungen an die Geburt. Direkt nachdem F. auf die Welt kommt haben die Ärzte (in weissen Anzügen und Masken) sich sorgen um die Gesundheit der Mama und des Kindes gemacht. Es gibt einen grossen Aufruhr. Die Ärzte bringen F. direkt nach der Geburt in einen Untersuchungsraum und entscheiden die Mutter in ein anderes Krankehaus zu bringen. Es gibt nur noch einen kurzen Abschied, mit viel Angst verbunden, und dann ist die Mama weg. Sie bleiben noch ein paar Tage in unterschiedlichen Krankenhäusern bevor F. endlich wieder zu ihrer Mama kommt. Als F. ihre Babygeschichte hört, weiss sie wer die Klau-Geister sind. Sie schimpft. Sie braucht doch ihre Mama und wollte nicht von ihr getrennt werden. Die Angst ist seidem nicht mehr aufgetreten.

L. (7) hat immer abends Angst vor einer Hexe, die sie in einen heissen Ofen ziehen will. Auch diese Arbeit führt zur Geburt zurück. L. hatte einen Knoten in ihrer Nabelschnur. Immer wenn sie versuchte sich am Ende raus zu drücken zog sich die Nabelschnur zusammen und der Sauerstoff wurde „abgedreht“, so dass ihr ganz heiss wurde. Irgendwann nahm sie alle Kraft und allen Mut zusammen und drückte sich trotzdem heraus. Dort konnt sie zum Glück atmen. Aber die Angst vor dem Hexenofen war noch als Einnerung geblieben. Jetzt war die Angst zugeordnet und trat danach nicht mehr auf.

J. (5) hat Angst vor einem riesigen, bösen Monster, dass sie und ihr ganzes Leben auf einmal auffrisst. So gross wie viele Häuser auf einmal. Zu J. und ihrer frühen Geschichte (Geburt) passt es nicht. Es gibt keine Resonanz. Dann aber fliesst aus der Mutter eine Geschichte die ihr passiert ist. Schon vor J.s Geburt wurde ihr Leben durch ein Ereignis von einem auf den anderen Tag zerstört und sozusagen weggenommen. Sind solche Ereignisse nicht verarbeitet werden sie im Bauch der Mama als diffuse Ängste vom Kind gespürt. Als klar ist, dass die Mama das erlebt hat ist J. entlastet.

O. (7) hat Angst alleine zu sein. Sobald er ohne jemand anderen in einem Raum ist hat er das Gefühl ein Monster und ein Alien kommen um ihn zu packen und ihm weh zu tun und alles durcheinander zu bringen. Es stellt sich heraus, dass er im siebten Schwangerschaftsmonat eine „äussere Wendung“ erlebt hat. Er hatte sich nicht mit dem Kopf nach unten gedreht und so haben sich Ärzte von außen in Mamas Bauch gestemmt und ihn gedreht. Für das Baby O. kam das unerwartet aus dem Hinterhalt, es fühlte sich das wie pure Gewalt gegen seinen Willen an. Danach war für ihn alles durcheinander, Ohnmacht und Überforderung. Er schimpfte jetzt auf die Ärzte, dass das weh getan und ihm Todesangst gemacht hat und dass er das gar nicht wollte. Die Mutter, die sich selbst seit vielen Jahren ihre Themen anschaut, war sehr berührt und drückte ihr ehrliches Bedauern aus und bestätigte wie schlimm das für ihn war. O. rollte sich erschöpft in ihren Schoss. Nach der Anliegenarbeit trat die Angst (die ihn viele Jahre geqält hatte) nicht mehr auf.

 

 

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Kreativität

Lebendigkeit

Berufung

Individualität

Handlungsfähigkeit